Evolution des Mercedes-Benz Kühlergrills

Das markenprägende Stilelement im Wandel der Zeit

Seit ihren Anfängen hat die Automobilindustrie eine faszinierende Evolution erlebt, und einer der prominentesten Protagonisten dieser Entwicklung ist zweifellos der Kühlergrill. Bei Mercedes-Benz, heute und weltweit einer der renommiertesten Automobilmarken, hat sich der Kühlergrill im Laufe der Zeit nicht nur zu einem funktionalen Bauteil entwickelt, sondern auch zu einem markenprägenden Stilelement, welches die Identität und den Charakter der Marke widerspiegelt. Erfahren Sie in diesem Beitrag die wichtigsten Meilensteine in der Entwicklung des Kühlergrills und wie sich dieser von einem rein funktionalen Bauteil bis hin zu einem prägenden Merkmal der Marke Mercedes-Benz entwickelte. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

Mercedes-Benz Evolution und Entwicklung des Kühlergrills bis 2016

Anfänge bereits im Jahr 1897

Zu Beginn der Ära des Automobils stellte die Motorkühlung eine der bedeutendsten Herausforderungen dar. Ein effizienter Kühler, welcher einen geschlossenen Kühlkreislauf ermöglichen würde, fehlte gänzlich. Eine anfängliche Lösung stellte der von Maybach im Jahr 1897 konzipierte Röhrchenkühler dar. Dieser bestand aus einem flachen Wasserkasten, welcher von durchlässigen Röhren durchzogen war. Diese wurden durch den Fahrtwind durchströmt. Ein an die Motorwelle angebundener Ventilator hielt die Kühlung indessen sogar im Leerlauf aufrecht. Erst durch den Röhrchenkühler machte die spätere Konstruktion von leistungsstärkeren Motoren realisierbar.

Der entscheidende Durchbruch wurde im Jahr 1900 mit dem "Bienenwabenkühler" im Mercedes 35 PS erzielt. Dieser bestand aus über 8.000 Röhrchen mit einem quadratischen Querschnitt von etwa sechs Millimetern Seitenlänge. Die Anordnung der quadratischen Röhrchen ermöglichte aufgrund der größeren Frontfläche und der gesteigerten Luftdurchlässigkeit eine erheblich verbesserte Kühlleistung. Diese Röhrchen waren zu einem neuartigen rechteckigen Kühler mit einem integrierten Vorratsbehälter zusammengelötet. Ein Ventilator hinter dem Kühler trug zur optimierten Temperaturregulierung bei niedriger Fahrtgeschwindigkeit bei. Im Falle des 35-PS-Motors im ersten Mercedes war nun lediglich noch eine Kühlwassermenge von neun Litern erforderlich, im Gegensatz zu den vormals benötigten 18 Litern. Nach einem Jahr und zahlreichen weiteren Verbesserungen reduzierte sich dieser Wert sogar auf sieben Liter.

Mercedes setzt erste Maßstäbe im Kühlergrill-Design

Die Gestaltung des Mercedes 35 PS mit seinem deutlich aufrecht stehenden Kühlergrill, der den Fahrtwind direkt einfängt, fand großen Anklang in der Automobilwelt. Bis Mitte der 1930er Jahre wiesen nahezu alle Serienfahrzeuge ein vergleichbares Kühlerbild auf, wobei geringfügige Abwandlungen in Richtung flacherer oder spitzer zulaufender Kühler vorkamen. Der Kühlergrill mit seinem charakteristischen Knick in der Mitte wurde im Jahr 1911 eingeführt. Er ermöglichte eine etwas größere Kühlfläche, jedoch aufgrund seiner aufwändigeren Herstellung fand er meist nur Verwendung in Fahrzeugen mit stärkeren Motoren.

In den ersten vier Jahrzehnten der Automobilgeschichte diente der Kühler hauptsächlich einem rein praktischen Zweck. Die Automobilhersteller sahen in ihm anfänglich noch keine maßgebliches und prägendes Alleinstellungsmerkmal ihrer Marke. Kreatives Design lag größtenteils in den Händen der Karosserie-Couturiers, die auch bei der Gestaltung des Kühlerbereichs gerne experimentierten – sei es mit opulenten Rundungen oder einer stromlinienförmigen Optik, die von der Luftfahrt inspiriert wurde.

Die Schutzfunktion des Kühlergrills

Ein Wendepunkt trat im Jahr 1931 mit dem Mercedes-Benz 170 (Typ W 15) ein. Zum ersten Mal wurde der Kühler hinter einem schützenden Grill montiert. Dieses neuartige Bauteil wurde in die Motorhaube integriert und sorgfältig gestaltet. Seine elegant abgerundete, rechteckige Form orientierte sich am Kühlerdesign. Zugleich wurde diese Gestalt von einem breiten Chromrahmen umrahmt, der eine erhabene Qualität und einen zeitlosen Glanz verhieß. Der Mercedes Stern fand auf dieser innovativen Kühlerverkleidung gleich zweifach seinen Platz: als Emblem und als stolze Kühlerfigur. Das filigrane Wabenmuster diente nicht allein ästhetischen Zwecken, sondern erfüllte auch eine funktionale Rolle. Es bewahrte den eigentlichen Kühler vor Verschmutzung und Beschädigung durch auf die Kühlrippen auftreffende Steine. Denn eintreffende Steine konnten Schäden verursachen, während verschmutzte Kühlerlamellen eine reduzierte Kühlleistung aufwiesen, was eine Überhitzung des Motors zur Folge haben konnte.

Der Kühlergrill des Mercedes-Benz 170 V behielt 1937 im Wesentlichen seine hohe, schlanke Grundstruktur bei. Jedoch erfuhr er eine leichte Neigung nach hinten und verjüngte sich unten leicht. Dies verlieh der neuen Limousine eine optische Dynamik. Die dezente Ausprägung eines spitz zulaufenden Kühlergrills verstärkte diesen Effekt auf subtile Weise. Weiterhin zeigte sich eine Liebe zum Detail im feinen Gittermuster und den verchromten horizontalen Streben, die die Oberfläche präzise gliederten.

Der Chromgrill: Behutsame Weiterentwicklung im Sinne der Aerodynamik

Der Chromgrill etablierte sich daraufhin als ein zentrales Erkennungsmerkmal der Marke. Die Designer von Mercedes-Benz passten ihn bis in die 1960er Jahre behutsam dem allgemeinen Wandel der Formen an. Anschließend vergrößerten sich die Kühlergrills von Mercedes-Benz in der Breite und gleichzeitig verringerte sich ihre Höhe. Diese Betonung der Breite verlieh nicht nur mehr Kraft und Präsenz, sondern entsprach auch dem sinnvollen Trend, die Motorhauben zunehmend flacher zu gestalten, um die Aerodynamik und somit die Effizienz zu verbessern. Diese behutsame Weiterentwicklung eines so prägnant optischen Merkmals wie dem Kühlergrill stärkte die Wahrnehmung von Mercedes-Benz im Straßenverkehr und trug maßgeblich zur Förderung des Markenimages weltweit bei. In flacherer, gestreckter Form und ständig neuen Gestaltungsvarianten präsentiert sich der Chromgrill bis zum heutigen Tag.

Das Sportwagengesicht macht Karriere

In den 1950er Jahren entwickelte Mercedes-Benz eine zweite, völlig eigenständige Form der Kühlerverkleidung. Diese alternative Gestaltung, intern als "Sportwagengesicht" bezeichnet, fand im legendären 300 SL Flügeltürer und im kompakteren Roadster 190 SL Verwendung. Vor der breiten und flachen Kühleröffnung wurde ein großer, zentraler Mercedes Stern platziert, den horizontale Chromspangen rechts und links flankierten. Diese Designvariante entwickelte sich zum charakteristischen Erkennungsmerkmal für Sportwagen und Roadster und bewährte sich über die kommenden Jahrzehnte hinweg als ebenso zeitlos und beständig wie der klassische Mercedes Kühlergrill.

Im Zuge der Modelloffensiven in den 1990er und 2000er Jahren erfuhren die Frontpartien der Mercedes Modelle eine Veränderung in Richtung mehr Sportlichkeit. Dies war eine Antwort auf den Eintritt in neue Marktsegmente wie mit der A- und B-Klasse, der SUV-Familie, weiteren Cabriolets, Coupés und Roadstern, die auch neue Designvarianten mit sich brachte. In diesem Kontext erhielt das Sportwagengesicht in vielfältigen Ausprägungen, sei es mit oder ohne ausgeprägten Querlamellen, Einzug in weitere Modellreihen. Dadurch wurde die neue, deutlich dynamischere Ausrichtung der Marke zusätzlich betont.

Der Kunde entscheidet: klassisch oder sportlich

Besonderheiten wie die Formel-1-Nase der zweiten Generation des SLK oder des SLR McLaren blieben Ausnahmen. Eine wegweisende Entwicklung war hingegen die Entscheidung im Jahr 2007, den Kunden bei der C-Klasse der Baureihe 204 die Wahl zu überlassen: Abhängig von der Ausstattungslinie schmückte entweder der klassische ("Classic" und "Elegance") oder der sportliche ("Avantgarde") Kühlergrill die Front des Fahrzeugs. Dieses Konzept wurde auf die E-Klasse übertragen und gilt bis heute für beide Modellreihen.

Bei den aktuellen Mercedes-Benz Modellen ist der Kühlergrill noch individueller und vor allem in dreidimensionaler Form gestaltet. Unterschiedliche Konturen, Formen und Lamellen tragen dazu bei, dass die verschiedenen Modellreihen leichter zu identifizieren sind, ohne dabei den markentypischen Charakter des Mercedes-Benz Kühlergrills zu vernachlässigen. Die Identität und der Wiedererkennungswert bleiben unverändert einzigartig. Ein Mercedes ist stets als solcher erkennbar – und das über alle Epochen hinweg, seit nunmehr über 120 Jahren.

Dies gilt gleichermaßen für die Marken G-Klasse, Mercedes-AMG und Mercedes-Maybach. Ähnlich wie die G-Klasse selbst besitzt auch ihr Kühlergrill einen ikonischen Charakter und eine Ausnahmestellung. Er verfügt über horizontale Lamellen, einen großen Zentralstern und wird von zwei Rundscheinwerfern begleitet. Mit seinen kantigen Konturen reflektiert er die klaren Linien und großflächigen Formen, die die Formensprache des zeitlosen Offroad-Klassikers seit 1990 prägen und seitdem nur behutsam überarbeitet wurden.

Die eigens für AMG entwickelte Kühlerverkleidung greift mit ihrer nach unten hin breiter werdenden Kontur und den vertikalen Lamellen auf den weltweit erfolgreichen Rennsportwagen 300 SL zurück, welcher im Jahr 1952 das legendäre Panamericana Straßenrennen in Mexiko gewinnen konnte. In verschiedenen Ausführungen wurde sie in den letzten Jahren zum auffälligsten Erkennungsmerkmal sämtlicher neuer AMG Modelle. Das Showcar Vision AMG gibt einen Ausblick darauf, wie der zukünftige Kühlergrill von AMG aussehen könnte: mit einem Grillpanel in Wagenfarbe, welcher zeitgleich dennoch die charakteristische Form von AMG mit vertikalen Lamellen bewahrt. Die Beleuchtung macht das Gesicht auch bei Dunkelheit unverwechselbar.

Der Wiedererkennungswert des statusprägenden Mercedes-Maybach Kühlergrills zeigt sich in den vertikalen, dreidimensional gestalteten Zierstäben – inspiriert von einem Nadelstreifenanzug. Die Wortmarke "MAYBACH" ist nahtlos in den Chromrahmen des Grills integriert. Der neueste Konzeptentwurf, der EQS Maybach, präsentiert eine vollelektrische Interpretation dieses Konzepts: seamless, mit einer fugenlos integrierten Radarplatte.

Mercedes-Benz Evolution und Entwicklung des Kühlergrills ab 2021

Neuer Look für die Front bei den Mercedes-EQ Modellen

Die Entwicklung setzt sich fort: Dank des batterieelektrischen Antriebs ist der herkömmliche Kühler in seiner bisherigen Position nicht mehr erforderlich. Dies eröffnet die Möglichkeit, die noch immer benötigten Lufteinlässe neu anzuordnen. Die Designer nutzen diese Freiheit, um ein völlig neues markenprägendes Frontdesign zu schaffen, das den progressiven Luxus der Mercedes-EQ Modelle betont. Anstelle des Kühlergrills befindet sich nun eine tiefschwarze Black-Panel-Fläche mit dem zentralen Stern, die nahtlos mit den innovativen Scheinwerfern verschmilzt. Die visuelle Breite entlang der gesamten Fahrzeugfront spiegelt die Dynamik der vollelektrischen Fahrzeuge wider. Optional können filigrane Star-Pattern integriert werden, die ein elegantes dreidimensionales Muster erzeugen. Durch vielfältige Detailgestaltungen erhalten die EQ-Modelle ihre einzigartige Charakteristik. Beispielsweise sind das Black-Panel und die Scheinwerfer durch ein horizontales, kontinuierliches Leuchtband miteinander verbunden. Während bei der EQS Limousine drei Light-Dots das markante Tagfahrlicht-Signet bilden, sind es beim EQS SUV drei Dreiecke.

Hightech im Kühlergrill

Zusätzlich zur auffälligen Erscheinung bietet die Black-Panel-Front die ideale Fläche, um verschiedene Sensoren nahtlos zu integrieren, die für das kommende hochautomatisierte Fahren unerlässlich sind. Hierzu zählen Ultraschall, Kamera, Radar und Lidar (Laser). So ist beispielsweise eine Kamera für den Aktiven Abstands-Assistenten DISTRONIC im Mercedes Stern eingebettet. Ebenso finden sich der wegweisende DRIVE PILOT bei EQE und EQS hinter der tief schwarzen Verkleidung.

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Quelle(n):
Mercedes-Benz AG (31.08.2022): Die Evolution des Kühlergrills: Von der chromveredelten Kühlermaske zum avantgardistischen Designobjekt und Sensorträger [Presseinformation]; Stuttgart, Deutschland.